Nach einem grundsätzlich positiven Start ins Jahr 2022 steht die Immobilienbranche vor großen Herausforderungen. Wohin steuert der Immobilienmarkt in Deutschland in den nächsten Monaten und welche praktischen Auswirkungen hat ESG schon heute auf die Investitions- und Finanzierungspraxis? Über 200 Teilnehmer kamen beim 2. Executive Dialog Real Estate Finance von Dr. Wieselhuber & Partner (W&P) und Hogan Lovells zusammen, der sich diesen brisanten Fragen widmete.
„Die Zinswende, Inflation und Rezessionsängste sorgen allgemein für ein Klima der Verunsicherung – Gift für Investoren und Finanzierer“, so einleitend Christian Groschupp, Partner und Head of Finance, Dr. Wieselhuber & Partner GmbH. Als Developer müsse man auf die gestiegen Anforderungen im Kreditprozess reagieren. Dass ökonomische Fundamentaldaten dennoch Anlass zu einem maßvollen Optimismus böten, erläuterte Dr. Jan Linsin, Head of Research, CBRE Deutschland. Aktuell stehen Forward Deals bei den Investoren nicht hoch im Kurs, werden aber ein zentraler Bestandteil im Development bleiben. In der jetzigen Situation müssten allerdings Vorsorge- und Anpassungsklauseln zwischen den Parteien verhandelt werden, ist Stefanie Kern, Partnerin bei Hogan Lovells, überzeugt.
Auch ESG-Anforderungen dürfen in dieser Gemengelage nicht vom Tisch fallen, im Gegenteil: Sie müssen ganz oben auf die Agenda. „Nachhaltig muss einfach sein“, leitete Sandra Grünewald, Nachhaltigkeitsmanagerin des Bau- und Immobilienunternehmens BAUWENS, ihren Vortrag über die strategische Herangehensweise zur Entwicklung nachhaltiger Gewerbeimmobilienprojekte ein. Entsprechend wurde in der Werkstatt-Diskussion über praktische Auswirkungen von ESG auf die heutige Investitions- und Finanzierungspraxis mit Jan Pettera, Director Knight Frank Valuation & Advisory, Dominik Leopold, Director International Real Estate Finance UK der Bayrischen Landesbank sowie Isabella Chacón Troidl, CIO, BNP Paribas REIM, deutlich: Die Branche ist für eine Operationalisierung von ESG grundsätzlich gut gerüstet, wünscht sich aber einheitliche Kriterien und einen verlässlichen regulatorischen Rahmen.