Die Unsicherheit rund um das Thema Digitalisierung ist in vielen Familienunternehmen groß. Unbeantwortete Fragen gibt es zu Hauf: Welchen Mehrwert stiftet Digitalisierung? Können durch Digitalisierung neue Produkte und Services entstehen, die sich differenzieren? Wie gelingt Kosteneffizienz? Antworten lieferte gestern der Unternehmer-Dialog Bayern von Dr. Wieselhuber & Partner (W&P) in Kooperation mit den Wirtschaftsjunioren Altötting.
Einleitend stellte Jean-Francois Pauly, Leiter Digitalisierung bei W&P, fest: „Für den Weg durch den digitalen Dschungel benötigen Unternehmen ein „Navi“, um Strukturen, Verantwortlichkeiten und Entscheidungen vor dem Hintergrund digitaler Kompetenzen neu aufzustellen“. Denn nicht nur bei mittelständischen, marktführenden Unternehmen im Chemie- und Elektrodelta der Region Burghausen ist der Bedarf nach einer Digitalisierungsstrategie hoch: „Die Vision ist es, Bayern zur Leitregion des digitalen Fortschritts zu entwickeln“, beschreibt Dr. Martin Huber, Mitglied des Bayerischen Landtages, das Verständnis der Landesregierung. Auf diesen Zug sollten die Unternehmer jetzt aufspringen: Sie müssen ihr Geschäftsmodell auf den Prüfstand stellen, Strategien und Prozesse hinterfragen und smarte Produkte und Services auf den Weg bringen: „Stellen Sie sich regelmäßig die Frage: Sind meine Produkte ersetzbar? Kannibalisiere ich mich mit Veränderungen im Geschäftsmodell selber oder macht das letztlich der Wettbewerb?“ rät Markus Unterstein, Vorstand Finance, Accounting, Controlling, IT der HAWE Hydraulik SE. Ginge es nach ihm, müssten Cashcows unter Artenschutz gestellt werden, da sie die nächsten Produktgenerationen finanzieren.
Für Dr.-Ing. Bergen Helms, Gründer und Geschäftsführer der Soley GmbH ist auf dem Weg durch die Digitalisierung besonders wichtig, wie in Startups iterativ vorzugehen: „Unternehmen müssen auch mal einen Schritt ins Ungewisse wagen, etwas Neues ausprobieren. Klar ist: In vielen Unternehmen muss sich dafür in der „Fehlerkultur“ etwas ändern!“
Eng verzahnt damit ist der Faktor Mensch, unterstreicht Dirk Ramhorst, Chief Information Officer (CIO) der Wacker Chemie AG: „In Sachen Digitalisierung müssen Unternehmen die Mitarbeiter mit auf die Reise nehmen – ohne sie geht es nicht. Klar ist: Dazu braucht es keinen Sherpa, der sie ins Ziel trägt. Aber man benötigt einen „Reiseleiter“, der ihnen den Weg von A nach B zeigt.“ Gerade Familienunternehmen können hier einen Vorsprung rausarbeiten: „Die Durchsetzungsgeschwindigkeit in Familienunternehmen ist deutlich schneller wie in Konzernen – im Zweifel ist einfach klar, wer das letzte Wort hat. Diese Geschwindigkeit ist ein Vorteil, auch in der Digitalisierung“, so abschließend Dr. Tosja Zywietz, CEO der Rosenberger Hochfrequenztechnik GmbH & Co. KG.