München, 10.11.2023

Maschinenbau: Trendradar 2024

Was sind die angesagten Themen im Maschinenbau im Jahr 2024? Auf einer Skala von 1-10: Welche Trends scheuchen die Player aus Ihrer Komfortzone, welchen „Impact“ haben sie auf die Branche?

Dr.-Ing. Dirk Artelt, Branchenexperte und Partner bei Dr. Wieselhuber & Partner (W&P), wagt eine Prognose – im Trendradar 2024.

Performance- und Strategieanpassung: Weichen im Geschäftsmodell stellen! Impact 10
Rückläufige Nachfrage und ausbleibende Neuaufträge haben nicht nur zu einem Produktionsrückgang im Maschinen- und Anlagenbau geführt, sondern haben auch Auswirkungen auf die Umsatzentwicklung 2024. Impulse aus In- oder Ausland, die auf eine Umkehr hindeuten könnten, bleiben aus. Jetzt sind die Entscheidungsträger gefordert, entsprechende Weichen im Geschäftsmodell zu stellen. Der Wandel hin zu Abo-Modellen könnte beispielsweise einen traditionellen Kauf von Anlagen und Maschinen ergänzen und teilweise ablösen. Einige Unternehmen entscheiden sich vermehrt für die Miete von Anlagen, um ihre Liquidität zu schonen. Anstelle hoher Anschaffungskosten zahlen sie lediglich für die Bereitstellung oder Nutzung der Maschinen. Auch der Service-Gedanke ist weiter in den Vordergrund zu stellen, um Nähe zum Kunden zu schaffen und ihn den aktuell unsicheren Zeiten langfristig ans Unternehmen zu binden.

Nachhaltigkeit: Technologieführerschaft und Umweltschutz in Einklang bringen! IMPACT 9
Der European Green Deal setzt Unternehmen wirtschaftlich und regulatorisch unter Druck. Während Endkunden die wirtschaftliche bzw. marktbezogene Seite immer stärker im Hinblick auf Nachhaltigkeit hinterfragen, nehmen die Behörden Unternehmen durch Gesetzgebungen wie das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz immer stärker in die Pflicht. Da hier mittel- und langfristig auch Maschinen- und Anlagenbauer in den Fokus rücken, ist es sinnvoll, sich frühzeitig zu den Themen Nachhaltigkeit und Klimaneutralität zu positionieren. Mögliche Lösung: Die Kreislaufwirtschaft. Sie ermöglicht Unternehmen sich von volatilen Rohstoffmärkten unabhängiger aufzustellen, die Kosten zu senken, aber auch den Nutzungszyklus von Produkten und Rohstoffen zu verlängern. Strom aus erneuerbaren Quellen und von Photovoltaikanlagen in der Produktion sind weitere Beispiele, die belegen, dass Umweltschutz und Technologieführerschaft im Einklang stehen können.

Digitalisierung: Generationenwechsel vorantreiben! IMPACT 9
Die angespannte Personalsituation bei zahlreichen Maschinenbauern sorgt für einen zusätzlichen Push bei Digitalisierung und Automatisierung. Ein weiterer Aufschub, auch auf Grund von Lieferkettenproblematik, steigenden Energiekosten und international aufstrebenden "digitalen" Nationen, ist keine Option. Mithilfe von Sensorik können Maschinen in Netzwerke eingebunden werden, die Zustände dieser Maschinen erfasst und analysiert werden. So können Produktionsprozesse optimiert, mit Hilfe Künstlicher Intelligenz bestimmte Muster frühzeitig erkannt und eventuelle Schäden vermieden werden. In der Praxis werden immer häufiger "Digital Twins" der Maschinen eingesetzt, die teure Experimente größtenteils obsolet und kundenspezifische Entwicklungen leichter durchführ- und produzierbar machen.

Innovationskraft: Jetzt nicht bremsen! IMPACT 9
Seit Jahren stagnieren die Ausgaben für Innovationen im Maschinenbau. Weitere Einschränkungen durch die DSGVO in Bezug auf Digitalisierung oder auch den verabschiedeten AI-Act, der die Verwendung künstlicher Intelligenz in der EU reguliert, sind ein großes Hemmnis für den deutschen Wirtschaftsstandort mit direkten Auswirkungen auf den Maschinen- und Anlagenbau. Grundsätzlich hat Branche einen Ruf als Vorreiter hinsichtlich ihrer Innovationsfähigkeit; diverse politische wie auch marktseitige Entwicklungen führen jedoch dazu, dass Innovationsaktivitäten zurückgefahren werden. Dieser Entwicklung müssen Unternehmen aktiv gegensteuern, um bei Megatrends wie Digitalisierung und Nachhaltigkeit, den Wettbewerbern den entscheidenden Schritt voraus zu sein.

Deglobalisierung: Resiliente Lieferketten bauen! IMPACT 8
Geopolitische Konflikte haben direkte wirtschaftlichen Folgen für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Auf Grund des Konflikts in Israel zeigen Aktienmärkte und Ölpreise dramatische Reaktionen und mit einem weiteren Kostenanstieg in Produktion und Logistik ist zu rechnen. Eine fortschreitende Deglobalisierung verlangt von Entscheidungsträgern, ihre Unternehmensstrategie im Hinblick auf die Beschaffung, Lieferketten und Abnahmemärkte resilient aufzustellen. Ein verstärkter Fokus auf Europa könnte sich lohnen, da politische Risiken und Lieferketten innerhalb der EU weniger problematisch sein sollten.

Mergers and Acquisitions (M&A): Chancen nutzen! IMPACT 7
Die volatile Zinslage und der diffuse Wirtschaftsausblick aufgrund von Inflation und schwacher Konjunktur bremsen den Markt für Mergers and Acquisitions (M&A) derzeit international aus. Finanziell starke Investoren und Industrieunternehmen jedoch haben die Möglichkeit auf dem M&A Markt aktiv zu werden. Vor allem unterbewertete Unternehmen mit Turnaround-Möglichkeiten sind mögliche Targets. Sowohl für Verkäufer wie auch Käufer entstehen Chancen, um sich durch Transaktionen Portfoliobereinigungen, Neuausrichtungen der Vermögensbasis oder auch Refinanzierungskonzepte Wettbewerbsvorteile zu verschaffen.
 
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