München, 04.02.2015

W&P Studie: Restrukturierung von Unternehmensanleihen

Anleihe-Emissionen sind für den Mittelstand attraktiv. Bei wirtschaftlicher Schieflage eines Emittenten jedoch gelten besondere Rahmenbedingungen bei der Unternehmensrestrukturierung. Eine aktuelle Umfrage von Dr. Wieselhuber & Partner (W&P) unter 120 Restrukturierungsexperten im Bankgewerbe, Rechtsberatern und Insolvenzverwaltern zeigt: Das vor 5 Jahren reformierte Schuldverschreibungsgesetz ist ein Meilenstein für die außergerichtliche Restrukturierung von Anleihen und hat die Sanierungschancen wesentlich verbessert - eine Insolvenz ist nicht mehr der "Königsweg". Dennoch: Die Sanierung von Anleihen ist wesentlich komplexer und risikoreicher als die anderer Krisenfälle, da sie deutlich höhere Anforderungen an das Sanierungsmanagement stellt. Der Erfolg hängt laut der befragten Entscheidungsträger dabei stark vom schlüssigen Gesamtkonzept und einer offenen Kommunikation ab.

Die Antwort der deutschen "Anleihen-Community" (71 % Sanierungsabteilungen der Banken/Sparkassen, 15 % Rechtsberater sowie Emissionsberater und Wirtschaftsprüfer), die von Oktober bis November 2014 Rede & Antwort für die Studie "Restrukturierung von Unternehmensanleihen" standen, ist deutlich: 77 % schreiben Anleihen einen negativen Einfluss auf das generelle Sanierungsrisiko zu. "Die Vielzahl der gescheiterten Sanierungsfälle in der jüngsten Vergangenheit sprechen für sich - die Komplexität der Finanzierungsform "Anleihe" ist nicht zu unterschätzen! Insbesondere aus dem Segment der Mittelstandsanleihen sind in Zukunft weitere Sanierungsfälle zu erwarten", so Christian Groschupp, Studienleiter und Restrukturierungsexperte bei W&P.

Auch 52% der Befragten gehen davon aus, dass der Einfluss von Anleihen zukünftig noch steigen wird; bei rund 44% der Teilnehmer haben diese schon heute eine hohe oder sehr hohe Bedeutung im Rahmen ihrer Sanierungspraxis.

Doch welche Faktoren machen eine Anleihen-Sanierung letztlich erfolgreich? Die Antwort von rund 89% der Befragten: Ein schlüssiges und plausibles Gesamtkonzept ist das A und O bei der Sanierung des Emittenten: "Nachhaltige Konzepte zur grundlegenden Anpassung des Geschäftsmodells, die nicht nur eine kurzfristige Bilanzsanierung vorsehen, sind die Grundsteine einer erfolgreichen Sanierung", weiß auch Groschupp. Darüber hinaus ist eine offene und effektive Kommunikation mit den Anleihegläubigern notwendig. Die frühzeitige Einbindung eines gemeinsamen Vertreters, möglichst schon in der Konzeptionsphase der Sanierung, trägt wesentlich zum Gelingen derselben bei.

Eine positive Wirkung auf die Verbesserung der Sanierungschancen von not-leidenden Anleihen und deren Schuldnern hat für die Studienteilnehmer die Reform des Schuldverschreibungsgesetzes von 2009. Dennoch häufig kritisierter Punkt und erklärtes Sanierungshemmnis: Die Blockademöglichkeit von Beschlüssen der Gläubigerversammlung durch Anfechtungsklagen schränke die "Kalkulierbarkeit" der Sanierung erheblich ein.

Die Entwicklung bleibt weiter spannend, denn: Die Fälligkeiten und Refinanzierungen von Mittelstandsanleihen stehen erst an. Bislang in Schwierigkeiten geratene mittelständische Emittenten hatten überwiegend schon Probleme mit laufenden Zinszahlungen. Die Anforderungen an das Sanierungsmanagement von Anleihe-Emittenten sind und bleiben sehr hoch. "Unzureichende Liquidität und Zeit sind natürliche Feinde einer erfolgreichen Restrukturierung - bei Anleihe-Sanierungen gilt dies umso mehr", resümiert Groschupp. Entsprechendes Fazit der Studie: Die Sanierung von Anleihen benötigt größeren zeitlichen Vorlauf, eine intensivere Kommunikation und gründlichere Vorbereitung als andere Restrukturierungen. Da die Beschlüsse der Gläubigerversammlung regelmäßig Alles-oder-Nichts-Entscheidungen darstellen und Nachverhandlungen meist aus zeitlichen Gründen nicht in Frage kommen, muss der gemeinsame Vertreter der Anleihe-Gläubiger von Anfang an mit in die Sanierungsüberlegungen einbezogen werden. Weitere Kreditgeber sollten deshalb schon in frühen Krisenphasen auf die Erstellung eines entsprechenden Sanierungskonzeptes bei Anleihe-Emittenten bestehen.

Die Studie kann hier angefordert werden.

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