Automobilzulieferer am Scheideweg - Geschäftsmodell, Finanzierungsperspektive und Restrukturierungsansätze

Während der weltweite PKW-Markt 2013 um 2 Prozent wachsen wird, ist die Lage in Westeuropa schwierig. Hersteller und Zulieferer mit Hauptabsatzmärkten in Südeuropa können nicht am Wachstum in China und USA partizipieren. Hinzu kommt: Die neuen weltweiten Kapazitäten werden mittel- bis langfristig zum Wettbewerb der heimischen Standorte. Trifft diese kritische Marktsituation auf starre interne Kostenstrukturen, ist ein Großteil der Automobilzulieferer schnell von einer Liquiditätslücke bedroht.

Die Studie "Automobilzulieferer am Scheideweg - Geschäftsmodell, Finanzierungsperspektive und Restrukturierungsansätze" von Dr. Wieselhuber & Partner (W&P) nimmt deshalb Faktoren wie Wertschöpfungskette und Finanzierungsstruktur genauer unter die Lupe.

Management Summary

Die Studie offenbart die Sichtweise der Banken rund um die Themen Geschäftsmodell, Finanzierung und Krisenmanagement in der Automobilbranche und zeichnet ein deutliches Bild von der aktuellen Situation der Automobilzulieferindustrie. Auch wenn die Modelle und damit das Geschäft der nächsten Jahre bereits feststehen: Heute müssen die Fundamente für die Jahre ab 2017 bis 2020 gelegt werden. Die Herausforderungen an die Zulieferer sind enorm – insbesondere wenn man nicht zu den Top 100 gehört, nicht über einen ausreichenden Zugang zu Kapital verfügt oder nicht in den globalen Märkten bereits stabil präsent ist.

Die Finanzexperten sehen in der Innovationsleistung der Zulieferunternehmen die Grundlage für eine erfolgreiche Marktbearbeitung. Da nachhaltige Innovationen meist einen spezifischen Technologie- und Kompetenz-Mix erfordern, sollten Zulieferunternehmen Allianzen und Netzwerke mit strategischen Partnern schmieden. Die Herausforderungen liegen in der Umstellung auf neue Werkstoffe und zunehmend elektronische Technologien. Ausgereizte Finanzressourcen oder unterausgelastete Standorte werden mit OEM konfrontiert, die immer neue Modelle kreieren und das bei abnehmenden Losgrößen. Das Management der Flexibilität und Reaktionsfähigkeit ist der Schlüssel zum nachhaltigen Erfolg.
Neben einem effizienten Material- und Verfahrensmix wird eine intelligente Vernetzung und Steuerung zwischen Mensch, Maschine und Produkt immer wichtiger – Stichwort: Industrie 4.0. Neue Werkstoffe wie Carbon oder die Verschmelzung der Informationsgesellschaft mit dem Auto (SMART Car) bestimmen den Weg. Auch wenn Plattformstrategien eine richtige Antwort auf Kostensenkung sind, so werden diese letztlich vom OEM getrieben bzw. bestimmt, wer an Bord kommt. Und hier liegt eine mögliche Falle für viele Zulieferer. Denn wer sich heute noch als Nischenspezialist versteht läuft morgen möglicherweise ins Leere, weil Anwendungen, Werkstoffe, Produktionsmethoden und -standorte sich verändern oder die Plattformstrategien immer mehr Teile bei immer weniger Zulieferern bündeln.

Die nachfragebedingten Marktveränderungen bedingen damit auch Veränderungen innerhalb der Wertschöpfungskette des Automobilzulieferers. Aus Sicht der Finanzexperten ist eine optimale Allokation der Ressourcen nur durch eine konsequente Optimierung der Supply Chain zu bewältigen. Dies bedeutet, dass in der notwendigen Balance zwischen Kosten- und Innovationsführerschaft die Lösung liegt – was jedes Jahr erneut überprüft werden muss.
Um eine nachhaltige Finanzierung sicherzustellen, muss man wissen, in welcher Stufe der Wertkette das Kapital gebunden wird und wo der geschaffene Wert als Innovationsrente verbleibt. Ein unermüdliches Spannungsfeld um den besten Preis bedeutet auch die Entwicklung einer konsequenteren Vertriebsstrategie im Umfeld eines Oligopols. Denn die einseitige Übernahme von Risiken und Kapitalbindungen ohne gleichzeitig eine angemessene Innovationsrente zu erhalten, ist kein Bestandteil eines nachhaltigen Geschäftsmodells.

Ziel einer zukünftigen Finanzierungsstruktur sollte eine auf die Belange des Unternehmens individuell zugeschnittene Finanzierung sein. Aus Sicht der Finanzexperten wird vor allem die Innenfinanzierung als wichtiges Instrument angesehen. Eine strukturierte Finanzierung umfasst aber neben dem klassischen Bankkredit auch einen Mix aus Asset-basierter Finanzierung (Factoring, Leasing), Gesellschafterdarlehen und Konsortialkrediten. Künftig gewinnt auch die Einbindung von internationalen Finanzierungskonstrukten an Bedeutung.

Aus dem Blickwinkel der Sanierungsexperten entstehen Krisen vorwiegend durch die mangelnde Differenzierung bei Produkten und Dienstleistungen und der zu starken Konzentration auf einen oder wenige OEM. Damit droht ein hohes Risiko für einen schnellen Ausfall.

Um nachhaltig die Widerstandsfähigkeit zu erhöhen, müssen von den hoch spezialisierten Zulieferern neue Märkte identifiziert werden. Das ist aber kein Selbstläufer, sondern hoch risikobehaftet und investiv. Das Know-how des Zulieferers kann in diesen neuen Märkten bestehende Wertketten mit seinen bekannten und bewährten Qualitäten konfrontieren. Als Regelbrecher können sich Zulieferer neue Einkommensquellen in verwandten Märkten erschließen. Man baut sich damit eine Wertschöpfungsarchitektur, die auf mehrere Branchen und Wertketten ausgerichtet ist und agiert als Layer-Player. Schafft man diesen Sprung nicht, wird die Gefahr steigen, eines Tages in größere Systemanbieter integriert zu werden.
Die Krisenauslöser im finanzwirtschaftlichen Bereich lassen sich auf die Wahl einer falschen oder rein historisch gewachsenen Finanzierungsstruktur zurückführen. Neben einer temporären Managementunterstützung halten die befragten Sanierungsexperten, in Erwartung der oben diskutierten Bedrohung, den Einstieg eines strategischen Investors als sehr geeignetes Mittel zur Vermeidung der Krise.

Noch werden die meisten OEM und Zulieferer von einem Wachstumsschub in den asiatischen Märkten getragen, aber auch hier wird eine Konsolidierung oder eine Seitwärtsbewegung folgen. Bereits jetzt zeigt es sich, dass Category-Killer-Phänomene auch in dieser Branche wüten werden: Getrieben durch neue (elektronische) Technologien und sich verändernde Kundenbedarfe werden historische Nischenpositionen zukünftig obsolet. Darauf gilt es sich – insbesondere bei den kleinen und mittleren Unternehmensgrößen – mit seinem Geschäftsmodell bereits heute vorzubereiten, ansonsten drohen die Maßnahmen zur Krisenbewältigung, die im letzten Teil dieser Studie beschrieben werden.

Daraus ergeben sich konkrete Handlungsleitlinien für die Automobilzulieferer kurzfristig:
1. Senken der Break-Even-Grenzen und Kapitalbindung an allen Standorten
2. Festmachen von allen offenen Finanzierungsfragen für mindestens drei Jahre
3. Dranbleiben an weiteren Programmen zu Verbesserung der Supply Chain

sowie mittel- und langfristig:
1. Innovationszyklen verkürzen und Entwicklungspartnerschaften begründen
2. Netzwerke und IP-Rechte zur Sicherung der bestehenden Position aufbauen
3. Geschäftsmodell auf andere Branchen adaptieren und Eigenkapitalstärkung.
Inhaltsverzeichnis 
1
Einleitung

2
Zielsetzung und Struktur der Befragung

3
Herausforderungen an das Geschäftsmodell von Automobilzulieferern
3.1
Strategie & Geschäftsmodell
3.2
Markt & Wettbewerb
3.3
Wertschöpfungsarchitektur
3.4
Finanzierungsarchitektur

4
Management von Krisen- und Sanierungssituationen
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