München, 30.10.2025

Kommentar von Christian Sprenger, Partner Operational Excellence, und Fabian Dichant, Senior Manager Operational Excellence bei Dr. Wieselhuber & Partner

Der Produktionsstandort Deutschland wurde in den letzten Jahren gern als Problemfall beschrieben – teuer, langsam, überreguliert. Auf der Summit Allgäu Produktion 2025 war der Ton anders: Die Probleme sind brutal real, aber niemand versinkt im Selbstmitleid. Genannt wurden unter anderem hohe Energiekosten, Fachkräftemangel, Bürokratie und ein globaler Kostendruck, der durch die geopolitische Lage weiter steigt. Die US-Regierung unter Donald Trump setzt wieder offen auf Industrieprotektionismus, Zölle und „America First“, um Produktion zurück in die USA zu holen. Gleichzeitig kommt aus China eine neue Welle industrieller Konkurrenz: technisch solide, schnell skalierbar und „good enough“ – funktional ausreichend, aber preislich so aggressiv, dass gerade europäische Maschinenbauer und Zulieferer massiv unter Druck geraten. Die Botschaft der zwei Tage war deshalb eindeutig: Wenn wir in fünf Jahren noch wettbewerbsfähig sein wollen, reicht „weiter so“ nicht – gefragt seien laut Georg Weber, CTO WILO SE, mehr Produktivitätssprünge, um in 5 Jahren noch wettbewerbsfähig zu sein.

Diese Produktivitätssprünge werden inzwischen nicht mehr als theoretische LEAN-Übung diskutiert, sondern sehr operativ. Automatisierung ist keine Prestigeinsel mehr, sondern Grundvoraussetzung dafür, in einem Hochlohnland stabil und in Qualität liefern zu können. Digitale Assistenzsysteme sollen Prozesse beherrschbar machen: Werkerführung in Echtzeit statt dicker Arbeitsanweisung, sofortiges Feedback statt spätem Nacharbeiten, klare Takte statt individueller Heldenleistung. Nachhaltigkeit wird nicht mehr als Imageblock verkauft, sondern als Teil der Effizienzlogik: Energie verstehen, Verbräuche aktiv steuern, eigene Versorgung sichern, Verluste reduzieren. Es geht weniger um „mehr Leute für mehr Schichten“, sondern darum, die vorhandenen Ressourcen so stabil, standardisiert und störungsarm laufen zu lassen, dass Ausbringung und Liefertreue planbar bleiben.

Ein weiterer roter Faden: Geschwindigkeit. Veränderung wird nicht mehr als mehrjähriges Transformationsprogramm beschrieben, sondern als Taktfrage im Tagesgeschäft. Wer jede Entscheidung dreifach absichert, liefert zu spät. Wer die Industrialisierung zu lange absichert, verliert den Markt an jemanden, der schneller lernt. Geschwindigkeit wird damit zur Führungsaufgabe – nicht nur in der Entwicklung, sondern bis tief in die Fertigung.

Entbürokratisierung wurde nicht als politisches Schlagwort diskutiert, sondern als Standortfrage. Zu lange Genehmigungswege, zusätzliche Berichtspflichten, wachsende regulatorische Komplexität kosten genau die Geschwindigkeit, die alle gleichzeitig einfordern. Am Ende liefen die Forderungen aus Industrie und Mittelstand erstaunlich deckungsgleich zusammen: weniger Fesseln, mehr Mut zu Sprunginnovationen und ein konsequenter Fokus auf Effizienz und Produktivität direkt am Shopfloor – nicht nur in Präsentationen.

Fazit: Wettbewerbsfähigkeit wird sich nicht mehr über Lohnkosten entscheiden, sondern über Exzellenz in der Ausführung. Wer morgen bestehen will, muss heute Standards schaffen, Komplexität runterfahren, Output pro Anlage und Schicht heben und Führung am Shopfloor stärken – und das Ganze mit Tempo.

1

Kontakt

Christian
Sprenger
Partner
Vorname *
Nachname *
Unternehmen *
Position *

E-Mail *
9 + 7 = ?
Ihre Nachricht *
 
Bitte füllen Sie alle markierten Felder korrekt aus

Kontakt

Unsere Leistungen & Branchen

Industriegüter & Automotive
Bauzulieferindustrie
Chemie & Kunststoffe
Konsumgüter
Handel & Dienstleistungen
Pharma & LifeScience
Real Estate
Strategie
Innovation & New Business
Führung & Organisation
Marketing & Vertrieb
Operations
Business Performance
Corporate Finance
Distressed M&A
Restrukturierung & Sanierung

Summit Allgäu Produktion: "Weiter so" ist gestrichen!