Wie lassen sich Innovations- und Diversifikationsvorhaben im Mittelstand mit kalkulierbarem Risiko realisieren? Diese Frage stand im Zentrum des digitalen W&P Executive Dialogs in Kooperation mit Alpha Build und Netzsch. Praxisnahe Einblicke in Strategien, Finanzierungsoptionen und Erfolgsfaktoren für nachhaltige Innovationsprojekte – von Co-Investments über globales Scouting bis hin zur strukturierten Zusammenarbeit mit Startups – standen im Fokus.
Den Auftakt machte Dr. Heiko Seif, Alpha Build, mit typischen Ausgangssituationen für mittelständische Innovationsinitiativen. Er betonte, dass aktuell gerade Mittelständler Gefahr liefen, ihre Wettbewerbsfähigkeit im globalen Umfeld zu verlieren. Grund seien vielfältige Herausforderungen wie schnelle Veränderungen im Marktumfeld mit immer kürzere Zyklen, wenig adaptiven Prozessen oder die Verfügbarkeit von Arbeitskräften und Wissensträgern zu Digitalisierung & KI. Er skizzierte, wie Unternehmen neue Geschäftsfelder erschließen können – etwa durch eine Zusammenarbeit mit Co-Investoren, die im Rahmen des „Skin-in-the-Game“-Ansatz Verantwortung übernehmen oder durch systematisch aufgebaute Innovations- und Diversifikationsquellen außerhalb des Kerngeschäfts.
Simon Moser, Leiter Innovation & New Business bei W&P betonte: „Innovationsvorhaben verfolgen unterschiedliche Ziele – von neuen Produkten und Technologien bis zur Markterschließung über Startups. Je nach strategischer Ausrichtung machen unterschiedliche Quellen sinnvoll: internes Innovationsmanagement, externe Ventures, F&E-Partnerschaften oder gezielte Beteiligungen.“ Dabei sei es zentral, mit überschaubarem Risiko zu agieren und passende Fördermöglichkeiten zu nutzen. Frühzeitiger Zugang zu innovativen Ideen lasse sich durch globales Scouting und standardisierte Auswahlprozesse gezielt steuern.
Dass auch Co-Investoren oder sogenanntes „Smart Money“ eine wachsende Rolle spielen, zeigten Jörg Rieker und Julian von der Neyen, ebenfalls Alpha Build. Sie verdeutlichten wie smarte Kapitalstrategien durch systematische Startup-Screenings und enge Investorennetzwerke gestaltet werden können. Entscheidend sei, Startups nicht nur als Renditeobjekte zu verstehen, sondern als Partner für Marktzugang, Innovationskraft und strategische Ergänzung. Durch systematisches Technologie-Monitoring können Unternehmen neue Technologien frühzeitig erkennen und deren Entwicklung im Kontext eigener Produkte gezielt verfolgen. Gleichzeitig lassen sich potenzielle Übernahmechancen anhand von IP-Aktivitäten und Investitionen identifizieren. Felix Schachi von Netzsch gab Einblicke aus der Corporate-Venturing-Praxis in die Zusammenarbeit mit Startups. Besonders Familienunternehmen profitierten, wenn sie externe Innovationsimpulse strukturiert integrieren und von der Agilität junger Unternehmen lernen.
„Innovation bedeutet nicht, alles selbst zu entwickeln. Erfolgreich sind die, die strukturiert nach außen schauen und gezielt passende Partnerschaften aufbauen“, resümierte W&P Partner Dr. Dirk Artelt im Rahmen der Werkstatt-Diskussion. In der anschließenden Gespräch wurde deutlich: Innovation ist kein Selbstzweck – sondern ein steuerbarer Prozess. Wer neue Technologien, Produkte oder Märkte erschließen will, braucht ein klares Ziel, geeignete Partner und den Mut, auch mal außerhalb des Kerngeschäfts zu investieren – mit kalkuliertem Risiko und nachhaltigem Mehrwert.