München, 27.11.2020

Chemie/Kunststoff-Branche: Trendometer 2021

Was sind die angesagten Themen der Chemie/Kunststoff-Industrie im Jahr 2021?
Auf einer Skala von 1-10: Welche Trends scheuchen die Player aus ihrer Komfortzone? Welchen „Impact“ haben sie auf die Branche?

Branchenexperte Dr. Stephan Hundertmark wagt eine Prognose – im Trendometer 2021.

Vertrieb- und Marketing: Schmierfreies Business und digitale Katalysatoren? Impact 10
Endlich weniger Dienstreisen. Business läuft hocheffizient über Video-Konferenzen, noch mehr Emails und telefonisch. Wer mag da dem persönlichen Treffen von Angesicht zu Angesicht als sozialem Schmierstoff nachtrauern? Die Antwort: Alle!
Die „brave new world“ der digitalen Kommunikation endet, wenn es um die Pflege von Kundenbeziehungen, die Präsentation von Innovationen und dem Abstimmen von custom-tailored solutions geht. Dies stellen auch Unternehmen der Chemie- und Kunststoffindustrie fest, die von der Absage vieler Branchen- und Anwendermessen bis ins nächste Jahr getroffen sind und wo der Vertrieb versucht, den persönlichen Draht über W-Lan am Leben zu halten. Da davon auszugehen ist, dass dies zumindest in Teilen das neue Normal ist, stehen Unternehmen vor der Aufgabe ihre Vertriebs- und Marketing-Aktivitäten neu zu justieren. Es wird also spannend wie die „richtige“ Mischung aus Messen und webcasts, digitaler und vor-Ort-Treffen und flankierender Marketing-Aktivitäten 2021 aussieht.

Ringelreigen mit Anfassen – die vernetzte Kreislaufwirtschaft kommt. Impact 9
Auch wenn in der Werbung Rezyklat-basierte Verpackungen und in politischen Diskussionen die Wertstoffsammlung und Aufbereitung im Vordergrund stehen, sind viele Unternehmen schon weiter. In den Strategieabteilungen der Chefetagen liegt der Fokus auf der Kontrolle von vernetzten Wertschöpfungsketten. Schließlich ermöglicht dies einen verteidigungsfähigen Wettbewerbsvorteil für denjenigen, der den Informationsfluss von Bedarfen und verfügbaren Qualitäten steuert, und idealerweise zugleich Einfluss auf das physische Angebot in einer geschlossenen Kreislaufwirtschaft hat. Im Ringen um die beste Herangehensweisen werden im kommenden Jahr zwei Ansätze stehen: Auf der einen Seite verfolgen viele Kunststoffverarbeiter und PE-Häuser Buy-&-Build-Strategien, um in einer bestimmten Anwendung den Ringschluss aus Recycling, Verarbeitung und End-of-Life-Sammlung in einer Unternehmensgruppe zu realisieren. Auf der anderen Seite gibt es eine stetige Konsolidierung in der Recyclingbranche als wesentlicher Wertschöpfungsteil. Dazu kommen vielfältige Netzwerke und Plattformen zur Sammlung von Wertstoffen, in der sich häufig auch Wettbewerbsanbieter vernetzen und das Ziel haben, einen effizienten Informationsfluss zur Verknüpfung von Angebot mit der eigenen Nachfrage zu gewährleisten. In jedem Fall ein spannender Wettbewerb der Geschäftsmodellinnovationen, auch wenn es nächstes Jahr sicher noch keinen Sieger geben wird.

„Made in Germany“ - Standortvorteil oder Klotz am Bein? Impact 7
Zwei Themen werden den Chemiestandort Deutschland im kommenden Jahr prägen: Ein konsequentes Management des Geschäftsfeldportfolios bei Unternehmen und das stetige Wachstum von Bürokratie und Abgabenlast.
Was dieses Jahr begann, wird sich mit einer steigenden Anzahl an M&A-Aktivitäten im kommenden Jahr fortsetzen. Das Management von Chemie- und Kunststoffunternehmen wird die eigenen Aktivitäten noch stärker auf profitable und zukunftsfähige Geschäftsfelder richten, diese durch Zukäufe stärken und zugleich Non-Core-Businesses abstoßen. Gerade Deutschland kann darauf bauen, dass auch der Mittelstand und Familienunternehmen als Global Player diese Klaviatur beherrschen und den Chemiestandort in der Breite stärken. Ausbleiben wird aber eine Umkehr bei der Belastung der Industrie mit regulatorischen Vorgaben und bei Abgaben und Steuern. Sowohl national als auch EU-weit ist wieder eine gegenteilige Entwicklung zu erwarten. So bleibt die Frage, ob es Ausweis der Stärke und Resilienz ist, dass die deutsche Chemie- und Kunststoffindustrie dieser Entwicklung seit Jahren trotzt, oder doch das letzte Aufgebot, bevor die Wettbewerbsfähigkeit des Chemiestandorts Deutschland verloren ist? In der Hoffnung auf das Erste wird es ein herausforderndes Jahr 2021.
 
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Dr. Stephan Hundertmark
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