NGOs sind den Aufgaben einer vernetzten Welt mit komplexen Konflikten, rapidem Klimawechsel und rasanter Urbanisierung nicht mehr gewachsen. Warum? Das gemeinnützige, spendenfinanzierte „Geschäftsmodell” ist oft nicht mehr konkurrenzfähig, viele Organisationen sind trotz Vervielfachung ihres Geschäftsvolumens in den letzten Jahren weder kapazitativ noch mit den Trends der Digitalisierung und Vernetzung gewachsen. Dennoch: Die veränderten Rahmenbedingungen bedeuten nicht das Ende – vielmehr bergen sie Potential für eine erfolgreiche Transformation. Wie? Das erläutert die aktuelle Publikation „NGOs im 21. Jahrhundert: Chancen durch Digitalisierung und Globalisierung“ von Dr. Wieselhuber & Partner (W&P).
Drei Trends beeinflussen das Wirkungsfeld der NGOs laut der Experten bei W&P fundamental: Zum einen verändert sich das Kommunikationsverhalten und damit das Informationsbedürfnis der Spender. „Paten“, die bis dato ein Vertrauensverhältnis zwischen Organisation und Geber schufen, werden durch punktuelle Einzelinformationen sozialer Medien ersetzt. Die Konsequenz: Private Spender verlangen Informationen in Echtzeit über den Einsatz ihrer Mittel. Zum anderen nehmen die formalen Anforderungen hinsichtlich Transparenz und Compliance an die Organisationen zu. Daniel Emmrich, Leiter NGO Expertise bei Dr. Wieselhuber & Partner und Autor der Publikation warnt mit Blick auf Spendenskandale der jüngeren Vergangenheit: „Aktuelle Compliance- und Controlling-Regeln bergen plötzlich hohe persönliche Risiken und können die Existenz der NGOs grundsätzlich bedrohen!“ So reiche es aus, die richtigen Dinge falsch zu machen, um heute haftungs- und strafrechtlich belangt zu werden. Letztlich führt das grundsätzliche Umdenken internationaler Institutionen, die mittels Entwicklungspolitik die Schere der globalen Entwicklung bremsen wollen dazu, dass sich NGOs mit privatwirtschaftlichen Organisationen messen lassen müssen. Immer im Fokus: Organisationsgrad, Prozesse und Effizienz.
Eine erfolgreiche Transformation der NGOs in das 21. Jahrhundert beinhaltet deshalb, moderne kooperative Netzsysteme zu entwickeln, das Internet-of-Things (IoT) als Konzept zu adoptieren, dezentralisierte direkte Kollaboration von Kompetenzeinheiten aufzubauen und Synergien mit Partnern zu entwickeln. Die Analyse der Ausgangssituation anhand von Bausteinen wie zum Beispiel Drittmitteln, Organhaftung und Compliance als Basis für ein individuelles Gesamtkonzept gehört genauso dazu wie die konkrete operative Umsetzung. „Es gibt keinen Grund, dass NGOs und soziale Einrichtungen keine neuen Managementstrukturen, Technologien und innovativen Finanzierungsstrukturen entwickeln und auf die Straße bringen könnten“, so Emmrich.
Klar ist aber auch: Für den „Reset“ der NGOs braucht es Mut und Willen aller Beteiligten, sich auf einen Paradigmenwechsel einzulassen. Vor allem das Management ist in der Pflicht, die Mitarbeiter der Organisation darauf vorzubereiten und mitzunehmen. Sind diese Voraussetzungen erfüllt, können sich NGOs zukunftssicher aufstellen – noch nie waren die Zeiten dafür so gut wie heute.