Digitalisierung ist in aller Munde. Doch wie steht es um die Umsetzung? Gerade mittelständische Maschinenbauer, viele von ihnen Hidden Champions, müssen heute ihre Geschäftsmodelle anpassen, um morgen noch im Weltmarkt mitzuspielen. Gibt es konkrete Hebel in der Digitalisierung, die Geschäftsmodelle wirklich verändern, wettbewerbsfähiger machen? Darüber diskutierten Experten und Industrievertreter auf der Branchenwerkstatt Maschinenbau von Dr. Wieselhuber & Partner (W&P) in Kooperation mit dem VDMA Nordrhein-Westfalen.
Prof. Dr. Kollmann, Beauftragter für digitale Wirtschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, verdeutlichte gleich zu Beginn: "Digitalisierung ist kein technischer Knopf in einem IT-System, den man so einfach drücken kann!" Benötigt würde vielmehr ein "digitaler Kopf", der elektronische Geschäftsmodelle und Prozesse aufbauen kann. Es geht darum, die Bedürfnisse der Kunden zum Dreh- und Angelpunkt zu machen, beispielsweise über Smart Data: "Nur wer gewonnene Daten intelligent vernetzt, kann daraus auch Mehrwert für den Kunden generieren - denn: Der Preis von Software und Services definiert sich über den Nutzen für eben diesen Kunden", so Klaus-Herbert Rolf, Leiter Marketing und Sales der 365FarmNet GmbH. Dass die Digitalisierung enormes Potential für den deutschen Maschinenbau birgt, sehen dabei alle anwesenden Unternehmer: "Aus ihren Nischen heraus können sich Player unterschiedlichster Größe zu Applikationsführern entwickeln und damit neue Erträge generieren", so der Leiter des Competence Centers Digitalisierung bei W&P, Oliver Völlinger.
Die Veränderungsdynamik, die die Digitalisierung in den operativen Unternehmens-funktionen mit sich bringt, ist dabei beträchtlich, bestätigt auch Siegfried Koepp, Vorsitzender der Geschäftsführung der EMG Automation GmbH am Beispiel des Vertriebs: "Vertriebsleute sind mit klassischen Produkten groß geworden. Intelligente, IP-gestützte Produkte nun mit zu verkaufen, verändert drastisch das Vertriebsprofil. Fachwissen der letzten 30 Jahre wird größtenteils irrelevant."
Wie Geschäftsmodell-Innovationen aussehen können, zeigte Industrie 4.0-Experte bei W&P Dr. Mathias Döbele anhand konkreter Projektbeispiele einer aktuellen Studie der Beratung. Welche Hebel dabei auf jeden Fall "umgelegt" werden sollten, weiß der an der Studie beteiligte Timothy Kaufmann, Business Development Internet of Things (IoT) der SAP Deutschland SE & Co. KG: "Das vielfältige Know-how unterschiedlichster Player zusammenbringen, die richtigen Partner auswählen und einfache Ansätze schnell umsetzen - so wird Digitalisierung machbar."
Nach der Podiumsdiskussion, moderiert von Volker Bellersheim, Leiter Industriegüter bei W&P und der abschließenden Key Note "User sind auch nur Mensch: Die Grenzen der Digitalisierung" von Sebastian Buggert, Head of Media Research des rheingold Instituts, resümierte Koepp, Hausherr und VDMA-Vorsitzender in NRW: "Wir brauchen insgesamt viel öfter den Mut, schnell zu sein und auch mal unkonventionelle Dinge auszuprobieren - in Alltagsgeschäft und -strukturen geht das viel zu oft unter!"