Der Mittelstand - im Zugzwang? Auf der einen Seite schaffen digitale Geschäftsmodelle neue Märkte und Wertangebote. Auf der anderen Seite wollen diese Innovationen finanziert werden - und das bei steuerlichen und rechtlichen Hemmnissen, in einer Finanzierungslandschaft, die sich im Umbruch befindet. Wie also können Familienunternehmen diese digitalen Geschäftsmodelle finanzieren? Wie sollten gesellschaftsrechtliche Strukturen aussehen? Und wie kann der Generationenwechsel liquiditätsschonend und steuerneutral bewältigt werden? Über diese Fragen diskutierten 65 Entscheider auf dem Nürnberger Executive Dialog, initiiert von der Top-Management-Beratung Dr. Wieselhuber & Partner (W&P) und der MTG Wirtschaftskanzlei in Kooperation mit dem VDMA Bayern und der lokalen IHK.
Für Elgar Straub, Geschäftsführer VDMA Bayern, ist klar: "Wir sind auf dem Sprung zu einer neuen Form von Wertschöpfung - hier ist es wichtig, sich nicht nur in der Produktion zu vernetzen, sondern auch im Dienstleistungsbereich". Dabei spiele vor allem die Finanzierungsbranche eine wichtige Rolle: Sie sei ein wichtiger Baustein für die Zukunftsbewältigung. Volker Riedel, Partner bei W&P, erwartet sogar eine komplette Neukonfiguration der Finanzierungspraxis, denn: "Die Dynamik der Digitalisierung prallt auf die zunehmend preisgetriebenen Geschäftsmodelle der Banken und stellt bewährte Investitionsstrukturen völlig auf den Kopf." Die Konsequenz: Alternative Finanzierungsquellen rücken stärker in den Fokus der Unternehmen und schaffen Finanzierungsspielräume - verstärken aber auch die Gefahr der "Cocktailfalle", in der verschiedenste Kreditprodukte ohne Struktur zusammengemixt werden.
Peter Pauli, Geschäftsführer der Bayerische Beteiligungsgesellschaft mbH (BayBG), appelliert deshalb an Mittelstand und Familienunternehmer: "Sie müssen eine Finanzierungsstruktur schaffen, die Ihnen jederzeit die unternehmerische Freiheit gibt, an neue Liquidität zu kommen. Finanzierung ist ein strategisches Thema!"
Dr. Bernd Waffler, Geschäftsführer der MTG Wirtschaftskanzlei, verweist auf eine zusätzliche Herausforderung: "Im Rahmen der Erbschaftssteuer-Reform wird es immer schwieriger im Geschäftsmodell abzugrenzen, ob Wirtschaftsgüter produktiv sind oder eben nicht." Wesentlicher Erfolgsfaktor einer gelungenen Unternehmensübergabe in diesem komplexen Umfeld ist für Georg Schneider, Geschäftsführer der Weisses Bräuhaus G. Schneider & Sohn GmbH, vor allem die offene Kommunikation: "Man muss den Stier bei den Hörnern packen und mit allen Stakeholdern - seien es Mitarbeiter, Kunden oder Banken - kommunizieren! Denn Vertrauen ist das höchste Gut - vor allem auch gegenüber Banken."
Mit einer Keynote des Nürnberger Stadtrats Sebastian Brehm endete der diskussionsreiche Abend im Merks Motor Museum.