Eine bedarfsgerechte und wirtschaftliche Patientenversorgung scheint das Gebot der Stunde.
Doch wie ist dies in einer Kliniklandschaft in Deutschland zu realisieren, die in ihren Häusern in der Regel den Vollversorgeranspruch lebt, eine regionale Abdeckung vorhält, die schon heute weder personell noch monetär tragfähig scheint, deren länderspezifische Unterschiede zu deutlichen Dissonanzen führt und die sich größten politischen und demographischen Herausforderungen noch nicht stellen will.
Mit diesen Fragestellungen beschäftigten sich gestern Abend namhafte Referenten im Rahmen des 1. Münchner Gesundheits-Forum, einer neuen Veranstaltungskooperation zwischen der Top-Management Beratung Dr. Wieselhuber & Partner (W&P) und dem Nürnberger Bezirksverband des Gesundheitspolitischen Arbeitskreis der CSU (GPA). Die Brisanz des Themas spiegelte sich in der Teilnehmerstruktur wider: Rund 30 Vertreter bayerischer Kliniken folgten dem eröffnenden Grußwort vom Bayerischen Gesundheitsminister Dr. Markus Söder sowie den Vorträgen von Dr. Timo Renz, Mitglied der Geschäftsleitung bei Dr. Wieselhuber & Partner GmbH sowie Prof. Dr. Günter Neubauer, Direktor des renommierten Instituts für Gesundheitsökonomik in München.
Dr. Renz plädierte in seinen Ausführungen für die stärkere Realisierung von Kooperationspotenzialen zwischen den Krankenhäusern in Deutschland. Anhand des von W&P entwickelten Kooperationskompass zeigte er auf, dass allein im Freistaat Bayern knapp 1,3 Mrd. Euro Umverteilungspotenziale zwischen Häusern aller Versorgungsstufen vorhanden sind. Grundlage seiner Ausführungen, die mit großem Interesse aufgenommen wurden, sind die Operationen- und Prozedurenschlüssel der Krankenhäuser aller Versorgungsstufen aus den aktuellen Qualitätsberichten. Dr. Renz konnte anhand von Detaildaten für einzelne Landkreise des Freistaates zeigen, dass in vielen ländlichen Regionen keine bilateralen Lösungen, sondern Netzwerklösungen mehrerer Anbieter in Zukunft notwendig werden. Die ermittelten Effizienzpotenziale konnte Dr. Renz unterstreichen, indem er für 63 Krankenhäuser auf der Basis der W&P Bilanz-Benchmark Datenbank einen signifikanten statistischen Zusammenhang zwischen dem identifizierten Umverteilungspotenzial, das einer hohen Anzahl von nicht effizient behandelten Patienten in einem Krankenhaus entspricht, und einer unterdurchschnittlichen Umsatzrentabilität der Krankenhäuser darlegte.
Für den vorgestellten Ansatz des Kooperationsmanagement erhält Dr. Renz auch von Prof. Neubauer und einigen Vertretern aus der klinischen Praxis Zuspruch. "Kooperationen sind das Gebot der Stunde. Einzelne Krankenhäuser ohne Spezialisierung werden immer weniger Chancen haben, alleine zu überleben", so Prof. Neubauer. Die medizinische Infrastruktur muss sich - insbesondere in den ländlichen Regionen - der demografischen und dem strukturellen Wandel anpassen. Dies steht nicht im Widerspruch zur wohnortnahen Versorgung, wie es der Koalitionsvertrag der Bundesregierung vorsieht. Aktuelle Zahlen von Prof. Neubauer belegten, dass die wohnortnahe Versorgung in Bayern im internationalen Vergleich und auch in Vergleich zu anderen Bundesländern ausgesprochen gut ist. Allerdings betonte Prof. Neubauer auch, dass die beschlossenen Maßnahmen zur Ausgabendämpfung wie der 30 Prozent Abschlag auf Mehrleistungen und den reduzierten Anstieg des Krankenhausbudgets in den Jahren 2011 und 2012 lediglich in Höhe der halben statt der vollen Grundlohnrate nicht zur Stärkung der wettbewerblichen Rahmenbedingungen für Krankenhäuser führen.
Als Fazit des Abends konnte festgehalten werden, dass die strukturellen Veränderungen in ländlichen Regionen, die ökonomischen Erfordernisse in Ballungszentren sowie der zunehmende Fachkräftemangel in Deutschland Kooperationen von Krankenhäusern in den unterschiedlichsten Formen in zunehmendem Maße notwendig machen.
Die Vorträge der Referenten senden wir Ihnen auf Anfrage gerne zu.