Das Umfeld für Unternehmen bleibt angespannt. Zwischen Unsicherheit, Finanzierungsengpässen und strukturellem Wandel braucht es mehr als Schadensbegrenzung – gefragt ist eine gestaltende Sanierung, die operativ greift, strategisch lenkt und frühzeitig initiiert wird. Welche Rolle CFO, CRO und Kapitalgeber dabei spielen – und warum Kommunikation und Umsetzung entscheidend sind – diskutierten Expertinnen und Experten im Rahmen der dritten Restructuring Lounge von Dr. Wieselhuber & Partner (W&P) in der Frankfurter Botschaft am Main.
Im ersten Impuls zeigten Johannes Zubrod und Manuel Schenck, beide Mitglieder der Geschäftsleitung bei W&P: Fast 90 % der Unternehmen haben unzureichende Krisenfrühwarnsysteme und eine geringe Krisenerfahrung, was zeitnahes und richtiges Reagieren erschwert. Es bestehe dringender Handlungsbedarf auf Unternehmensebene, denn „Fahren auf Sicht“ sei im heutigen Unternehmensalltag keine Option mehr. „Der integrierte Dreiklang aus Strategie-, Finanz- und Liquiditätsmanagement ist kein Reporting-Luxus – nur durch ihr Zusammenspiel können in Zukunft kontrolliert, fundierte Entscheidungen getroffen und letztlich Zeit und Kosten gespart werden“, so Schenck.
Ralph Wiegand, Interim Manager bei Management Link, verdeutlichte im Anschluss, dass der CRO nicht erst im formalen Sanierungsverfahren wirksam werden darf. Aus seiner langjährigen Praxiserfahrung weiß er: Frühzeitige, gestaltende Eingriffe erfordern ein besonderes Skillset. Und sie erfordern eine veränderte Haltung: Krise dürfe nicht weiter als „Scham“ sondern müsse als „Chance“ verstanden werden. Nur wer den verfügbaren strategischen Handlungsspielraum – basierend auf belastbaren Zahlen, Fakten und einem klar orchestrierten Momentum - konsequent nutzt, werde in der Sanierung erfolgreich sein.
Im anschließenden Lounge-Talk diskutierten Dr. Christian Brünkmans von Flick Gocke Schaumburg, Oliver Kehren von Morgan Stanley Bank AG, Prof. Dr. Henning Werner der SRH Hochschule Heidelberg/IfUS, Ralph Wiegand, sowie Gastgeber und W&P Partner Daniel Emmrich, mit Johannes Zubrod und Manuel Schenck unter der Moderation von Volker Riedel, Managing Partner bei W&P. Die Diskussion zeigte: Gestaltende Sanierung beginnt nicht mit der Krise, sondern mit vorausschauender Führung. Es braucht ein integriertes Verständnis von Restrukturierung – strategisch, finanziell und operativ. Erfolgsentscheidend sind dabei: Kommunikationsstärke, faktenbasierte Steuerung, Stakeholder-Einbindung und nicht zuletzt Konsequenz in der Umsetzung.
Zum Abschluss plädierte Nena Brockhaus, Wirtschaftsjournalistin und SPIEGEL-Bestsellerautorin, in ihrer pointierten Keynote für mehr Offenheit und Diskursfreude – auch im unternehmerischen Kontext. Veränderung braucht Debatte, Vielfalt und Klartext.
„Auch wenn aktuell negativ Nachrichten dominieren, lasst uns mit Zuversicht nach vorne schauen und durch Debatte und Diskussion gemeinsame Lösungen in der Krise entwickeln“ - mit diesem Appell schloss Daniel Emmrich den Vortragsabend und läutet das Networking ein – in dem auch die Debattenkultur ein Stück weit „geübt“ wurde.