Im Rahmen des W&P-Webinars Let's Talk Finance! in Kooperation mit Mayer Brown, LBBW, WILO und TRUMPF Laser- und Systemtechnik diskutierten rund 130 Teilnehmende über aktuelle Herausforderungen und Lösungsansätze rund um Finanzierung, Liquiditätssicherung und strategische Flexibilität im Mittelstand. Im Fokus standen praxisnahe Erfahrungsberichte und der direkte Austausch unter Finanzverantwortlichen.
W&P-Partner und Gastgeber Christian Groschupp betonte in seiner Einführung die Vielschichtigkeit der aktuellen Lage – von gestiegenen Finanzierungskosten und verschärften Konditionen über konjunkturelle Nachfragerückgänge bis hin zu geopolitischen Spannungen und regulatorischen Anforderungen: „Unter diesen Bedingungen müssen Unternehmen den Spagat schaffen, gleichzeitig in Transformation zu investieren und die Liquidität sowie Finanzierung sicherzustellen.“
Wie WILO sich dieser Herausforderung stellt, zeigte Dr. Patrick Niehr, CFO der WILO SE, mit einem Einblick in die Finanzierungsstrategie des global tätigen Familienunternehmens. Die Finanzierungsstrategie von WILO basiere auf vier Säulen: langfristige Grundfinanzierung, Backup-Linien, bilaterale Linien für Tochtergesellschaften sowie eine breite Diversifikation von Instrumenten und Kreditgebern. Ziel sei es, durch Flexibilität und Risikostreuung dauerhaft handlungsfähig zu bleiben. Bei der eigentümergeführten TRUMPF Laser- und Systemtechnik SE ist die Kombination aus stabiler Finanzierung und strukturierter Krisenresilienz ein zentraler Erfolgsfaktor für die finanzielle Steuerung des Unternehmens. CFO Dr. Moritz Ziegler zeigte, wie TRUMPF bewusst auf Unabhängigkeit und langfristige Planung setzt, um auf volatile Marktbedingungen vorbereitet zu sein. Neben einer robusten Kapitalstruktur – unter anderem über Konsortialkredite und intensives Cash-Pooling – betonte er die Bedeutung eines effektiven Krisenmanagements. Ein internes Steuerungsmodell ermögliche frühzeitige Reaktionen auf Umsatzrückgänge.
Eva Ringelspacher, Mitglied der Geschäftsleitung bei W&P, und Dr. Martin Heuber, LL.M., Head of Banking & Finance Deutschland bei Mayer Brown LLP, widmeten sich den aktuellen Anforderungen an moderne Finanzierungsstrukturen. „Die passende Finanzierungsstrategie verschafft Handlungsspielraum und Resilienz, sollte aber regelmäßig an bestehende Rahmenbedingungen angepasst werden“,so Ringelspacher. „Unternehmen brauchen heute einen breiten Produktmix und verlässliche Finanzierungspartner, um auf unterschiedliche Zyklen und Krisen reagieren zu können.“ Heuber stellte die Unterschiede zwischen zugesagten Laufzeitkrediten und bilateralen Betriebsmittellinien dar und unterstrich die Rolle kompetitiver Prozesse zur Verhandlung von Konsortialkrediten, um optimale Konditionen und größtmögliche Flexibilität zu sichern.
„Think the impossible“ – so die Empfehlung von Enrico Miketta, Bereichsleiter Corporate Finance Origination bei der LBBW, in der abschließenden Werkstattdiskussion mit allen Referenten. Er ist überzeugt, dass Unternehmen nicht nur auf den Preis eines Finanzierungselements achten, sondern vor allem darauf setzen sollten, dass die Finanzierungsstrategie auch zum Unternehmen passt. In schwierigen Phasen sei es sinnvoll, sich zunächst auf die Basisfinanzierung zu konzentrieren und perspektivisch die Flexibilität anderer Instrumente mitzudenken. Perspektivisch waren sich alle einig, dass Stammhausfinanzierung zwar zentral, jedoch zunehmend durch regionale Strukturen ergänzt werde, um Reaktionsfähigkeit und Resilienz zu stärken. Die Diskussion zeigte: In einem Umfeld multipler Krisen braucht es nicht das eine richtige Instrument, sondern einen strategisch geplanten Finanzierungsmix. Liquiditäts- und Finanzierungssicherheit sind das Gebot der Stunde.