In einem volatilen Umfeld stehen Automobilzulieferer vor wirtschaftlichen und strukturellen Herausforderungen. Was tun, wenn Automobilzulieferer in wirtschaftliche Schieflage geraten? Welche Handlungsoptionen stehen Unternehmen und deren Stakeholdern zur Verfügung, um eine erfolgreiche Restrukturierung zu ermöglichen? Und welche Rolle spielen strategische Neuausrichtung, Finanzierung und rechtliche Instrumente? Diese Fragen standen im Mittelpunkt für die Teilnehmer des digitalen W&P Executive Dialog „Sanierung von Automobilzulieferern – Balance zwischen Chancen, Risiken und Stakeholder-Strategien“, der in Kooperation mit CMS Hasche Sigle und Volvo Trucks stattfand.
Maximilian Bei der Kellen, Senior Restructuring Legal Counsel, Volvo Trucks, gab tiefe Einblicke in das aktuelle Umfeld der OEMs und deren Entscheidungskriterien für Sanierungsbeiträge. Er weiß: Rund 35% der Volvo-Zulieferer sind im Risk-Monitoring auffällig, davon 10% mehr als nach Covid - die Lage ist damit anspruchsvoll, aber nicht aussichtslos. Entsprechend warf W&P Partner Matthias Müller einen genaueren Blick auf den Umgang mit Branchenproblemen in formalgetriebenen Sanierungskonzepten – häufig ein Spagat zwischen Risiko und Chancen. Er erläuterte, dass Unternehmen bestimmte „Essentials“ in ihren Sanierungskonzepten benötigen, um das Vertrauen von Kapitalgebern und Gläubigern zu gewinnen: „Ein tragfähiges Sanierungskonzept muss nicht nur regulatorischen Anforderungen entsprechen, sondern unter anderem auch die Umsatzentwicklung des Unternehmens im Vergleich zum Markt analysieren, Auslastungen auf Produktebene bewerten und die Innovationsfähigkeit unter die Lupe nehmen.“
Kommt es zu einem Exit, braucht es eine klare Strategie und eine professionelle agile Vorgehensweise – gerade in unsicheren Zeiten. „Auch bei mittelständischen Automobilzulieferern geht es im Falle eines M&A Deals darum, „die Braut hübsch zu machen“, so W&P Managing Partner und Branchenexperte Dr.-Ing. Dirk Artelt. „Für die optimale Positionierung des Zulieferers sollte die finanzielle Fitness durch Kostensenkung und Optimierung der Ertragskraft gesteigert, die Effizienz verbessert, das Kunden- & Produktportfolio attraktiv gestaltet und ein klares Wachstumsprofil geschaffen werden“. Dr. Susann Brackmann, Rechtsanwältin/Partnerin von CMS Hasche Sigle ergänzte die rechtlichen Perspektiven und erläuterte, wie Treuhandstrukturen und andere Exit-Optionen aus Gläubigersicht strategisch genutzt werden können, um Sanierungsprozesse rechtssicher zu steuern.
In der abschließenden Werkstatt-Diskussion aller Referenten, moderiert von Volker Riedel, Managing Partner bei W&P, wurde deutlich: Sanierungsgutachten gemäß IDW S6 und der BGH-Rechtsprechung sind entscheidend für fundierte, rechtssichere Entscheidungen. Ein überzeugendes Sanierungskonzept muss auf realistischen Annahmen basieren und Maßnahmen zur Liquiditätssicherung sowie zur langfristigen Profitabilität beinhalten. Die Bereitschaft zu Zugeständnissen, wie Tilgungsstundungen oder Zinsreduzierungen, hängt maßgeblich von der Glaubwürdigkeit des Managements ab.