Wie können Konflikte in Sanierungssituationen eskalieren? Welche juristischen Ansätze gibt es zur Lösung? Welche Rolle spielen Sanierungsgutachter? Diese Fragen widmete sich der Executive Dialog „Creditor Violence“ von Dr. Wieselhuber & Partner (W&P) in Kooperation mit Linklaters LLP. Der Fokus des Webinars stellte Konflikte zwischen Gläubigern in Sanierungsprozessen in den Fokus, widmete sich entsprechend rechtlichen und taktischen Lösungsansätzen und zeigte, welche Rolle Unternehmensbewertungen in Krisensituationen spielen – und lieferte so wertvolle Impulse und Strategien für den Umgang mit zunehmenden Spannungen in Sanierungsprozessen.
„Creditor Violence ist eine neue Dimension des Gläubigerwettbewerbs, bei der die Interessen gesicherter Kreditgeber oft im Konflikt zueinanderstehen – dies erfordert klare Strategien und präventive Maßnahmen“, so einleitend Eva Ringelspacher, Leitung Debt Advisory und Mitglied der Geschäftsleitung von W&P. Da Unternehmen und bestimmte Gläubiger immer aggressivere Taktiken anwenden, um finanzielle Notlagen zu bewältigen, ist es wichtig, die sich entwickelnden rechtlichen Rahmenbedingungen zu verstehen und eine umfassende Due-Diligence-Prüfung durchzuführen, um sich in diesem komplexen Umfeld zurechtzufinden. Dr. Sabine Vorwerk, Partnerin Linklaters, vertiefte entsprechend die Einblicke in rechtliche Fallstricke bei der Durchsetzung von Gläubigerinteressen. Matthias Müller, Partner bei W&P, erläuterte die Herausforderungen für Sanierungsgutachter: „Konflikte entstehen häufig aus unterschiedlichen Risiko- und Wertwahrnehmungen der Stakeholder. Der Sanierungsgutachter muss als Moderator agieren, um die Parteien an einen Tisch zu bringen und neutrale Lösungen aufzuzeigen.“ Voraussetzung für einen stabilen Konsens: Detaillierte Kenntnisse über die tatsächliche wirtschaftliche Position eines Unternehmens im Rahmen der Restrukturierung und die klare und neutrale Darlegung der rationalen Interessenspositionen aller Beteiligten.
Dr. Hubertus Bartelheimer, Mitglied der Geschäftsleitung von W&P, beleuchtete in diesem Zusammenhang die „Gretchenfrage“ der Unternehmensbewertung und zeigte, welchen Beitrag diese in Konfliktsituationen leisten kann. Er stellte klar: „Eine realistische Bewertung basiert auf konkreten Vermögenswerten – und letztlich der Zahlungsbereitschaft potenzieller Käufer im Rahmen eines distressed M&A-Prozesses. Ein Unternehmen ist am Ende genau das wert, was jemand bereit ist, dafür zu zahlen.“
Die abschließende Diskussionsrunde der Referenten, moderiert von W&P Managing Partner Volker Riedel, zeigte: Konfliktmanagement und Lösungsorientierung bleiben entscheidende Erfolgsfaktoren in der Restrukturierung. Konsensuale Ansätze, transparente Kommunikation und gezielte Bewertungskriterien sind das A&O für erfolgreiche Sanierungen. Und doch steht am Anfang, die Frage, die sich alle Stakeholder stellen müssen: Sind die unterschiedlichen Interessen wirklich vereinbar?