München, 26.11.2025

Carve-Outs gehören zu den komplexesten Restrukturierungsinstrumenten. Sie verbinden strategische Neuausrichtung mit rechtlichen, finanziellen und operativen Fragestellungen – und können, richtig umgesetzt, sowohl Krisen vorbeugen als auch in schwierigen Situationen den Fortbestand von Unternehmen sichern. Der digitale W&P Executive Dialog in Kooperation mit HEUKING zeigte, wie Sanierungsfähigkeit belastbar geprüft, operative Trennungen effektiv gestaltet und rechtliche Herausforderungen sicher gemeistert werden können. Finanzierungsansätze wie Staple Financing und praxisnahe Lösungswege standen ebenfalls im Mittelpunkt.
 
W&P Managing Partner Volker Riedel betonte einleitend: „Carve-Outs sind nicht nur für große Konzerne, sondern zunehmend auch für den Mittelstand und insbesondere für Familienunternehmen eine wichtige Option, um sich veränderten Marktbedingungen anzupassen.“ Die strukturelle Neuordnung eröffne die Möglichkeit, Komplexität zu reduzieren, sich klarer auf Kernaktivitäten auszurichten und in volatilen Marktumfeldern wieder handlungsfähig zu werden.
 
Matthias Müller, Partner Sanierung & Insolvenz bei W&P, unterstrich, wie zentral die Sanierungsfähigkeitsprüfung im Carve-Out-Prozess ist, denn ein unzureichend vorbereiteter Carve-Out könne dazu führen, dass eine der Einheiten bereits nach kurzer Zeit scheitert. Beide Einheiten – die abgebende wie die aufnehmende – müssen aus operativer und juristisch-betriebswirtschaftlicher Sicht eigenständig tragfähig sein. Die Aufteilung von Gemeinkosten, Fixkosten, Verwaltungsstrukturen, Schlüsselmitarbeitern, Assets, Grundstücken und IP ist dabei anspruchsvoll und führt regelmäßig zu Doppelstrukturen, komplexen Vertragsüberleitungen und bilanziellen Herausforderungen. Finanzierungen, Cash-Pooling-Strukturen, Haftungsbrücken und Pensionsverpflichtungen müssen zudem sauber modelliert und neu zugeordnet werden. „Ein erfolgreicher Carve-Out erfordert die perfekt abgestimmte Lösungskompetenz von operativer und juristisch-betriebswirtschaftlicher Restrukturierung. Ob und inwieweit das notwendige Konzept formale Aspekte bedienen muss, ist in Abhängigkeit von Geschäftsmodell- und Finanzierungs-Score zu bewerten“, so Müller.
 
Der operativen Umsetzung widmete sich Jens Ekopf, Managing Partner und Leiter Business Performance Improvement bei W&P. „Operative Exzellenz ist der Kern eines erfolgreichen Carve-Outs. Wer Transparenz schafft, sauber priorisiert und frühzeitig eine funktionierende Steuerungslogik etabliert, verhindert Reibungsverluste und sichert die Handlungsfähigkeit beider Seiten“, betonte Ekopf. Besonders kritisch sei die Sicherstellung der Business Continuity – vom ersten Tag an und über alle Übergangsphasen hinweg.
 
Prof. Dr. Georg Streit, Partner und Leiter der Praxisgruppe Restrukturierung & Insolvenzrecht bei HEUKING wies auf rechtliche Fallstricke hin – von Haftungsrisiken in Insolvenznähe über Nachhaftungstatbestände im Umwandlungsrecht bis zu Risiken bei Asset Deals wie Betriebsübergang, Betriebssteuern oder Firmenfortführung. Aus rechtlicher Sicht müsse die Stand-Alone-Fähigkeit beider Einheiten durch tragfähige Finanzierungsstrukturen, ausreichende Liquiditätsreserven und klare Patronats- oder Freistellungsverpflichtungen abgesichert werden. Eine saubere Planung, gründliche Due Diligence und belastbare Vertragsgestaltung seien dafür unverzichtbar. 
 
Doreen Laabs, Leiterin Debt Advisory bei W&P, machte deutlich, dass die aktuelle Lage am deutschen Finanzmarkt angespannt sei: „Unternehmen sollen investieren, transformieren und wachsen, haben aber mit steigenden Betriebskosten und zunehmend erschwertem Kapitalzugang zu kämpfen.“ In dieser Situation biete Staple Financing – ein standardisiertes, vorab strukturiertes Finanzierungspaket – auf Verkäuferseite attraktive Möglichkeiten: höhere Transparenz über die Leverage-Fähigkeit des Targets, bessere Vergleichbarkeit der Angebote, weniger Informationsasymmetrien und eine effizientere Transaktionsabwicklung. Ihr Fazit: Staple Financing kann ein wertvolles Instrument sein, muss jedoch präzise auf Zielgruppe und Transaktion abgestimmt werden, um Überraschungen beim Signing zu vermeiden.
 
In der Werkstatt-Diskussion wurde abschließend die Rolle der Eigentümerfamilie bei Carve-Outs in Familienunternehmen hervorgehoben. Häufig geht die Initiative zur Abspaltung von der Familie aus – getrieben durch strategische Neuausrichtung, Fokussierung auf das Kerngeschäft oder finanziellen Druck. Gleichzeitig beeinflussen emotionale Faktoren und interne Dynamiken den Prozess erheblich. Entscheidend sei daher ein stringenter Kommunikations- und Steuerungsansatz: Die Familie sollte regelmäßig, transparent und auch außerhalb formaler Gremien über Fortschritte und Notwendigkeiten informiert werden, um Momentum zu sichern, Missverständnisse zu vermeiden und frühzeitige Abbrüche zu verhindern. Fazit der Referenten: Ein Carve-Out ist ein strategischer Neustart. Unternehmen, die ihn transparent und strukturiert gestalten, reduzieren Komplexität und gewinnen Handlungsfähigkeit zurück.

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