Die Möbelindustrie steht unter anhaltendem Druck: Schwache Konsumnachfrage, stagnierender Wohnungsbau und zunehmender Importdruck prägen die Marktlage. Beim digitalen Executive Dialog von Dr. Wieselhuber & Partner (W&P) in Kooperation mit dem Verband der Deutschen Möbelindustrie (VDM) standen deshalb die aktuelle Entwicklung, strukturelle Herausforderungen und strategische Handlungsoptionen für Hersteller, Zulieferer und Handel im Fokus.
Jan Kurth, Hauptgeschäftsführer des Verbands der Deutschen Möbelindustrie, zeichnete einleitend ein nüchternes Bild der aktuellen Branchenlage. Von Aufschwung könne keine Rede sein, vielmehr bewege sich die Möbelindustrie in einer Seitwärtsphase. Doch trotz der konjunkturellen Schwäche erweise sich der Arbeitsmarkt als stabil – ein Faktor, der das Verbrauchervertrauen langfristig stützen könnte
Manuel Schenck, Mitglied der Geschäftsleitung W&P, betonte die entscheidende Rolle eines professionellen Liquiditätsmanagements – sowohl als Enabler für Wachstum als auch als Rettungsanker in Krisenzeiten. „Liquidität ist die zentrale Steuerungsgröße, um Handlungsfähigkeit zu sichern und Chancen gezielt zu nutzen“, so Schenck. Bestände seien die größten kurzfristigen Hebel zur Liquiditätsverbesserung: Durch gezielte Analysen und Steuerung ließen sich oftmals 20 bis 30 Prozent an Potenzialen heben. Philipp Trompeter, Senior Manager Konsumgüter bei W&P, setzte den Schwerpunkt auf Effizienzsteigerung und Kostensenkung entlang der gesamten Wertschöpfungskette. „Digitalisierung und Automatisierung sind keine Zukunftsvision, sondern eine Notwendigkeit, um Prozesse effizienter, kundenorientierter und schlanker zu gestalten“, betonte er. Besonders in der Auftragsabwicklung und im Kundenservice ließen sich durch digitale Lösungen erhebliche Effizienzgewinne erzielen. Restrukturierungsexperte Christian Dresen, der einen Praxisfall au dem Bereich Möbelhandel vorstellte, unterstrich: Benchmarks aus Projekten und Marktdaten seien essenziell, um die eigene Kostenstruktur realistisch zu bewerten: „Szenarien proaktiv entwickeln und offen kommunizieren – so lassen sich Investitionen und Betriebsmittel gezielt absichern“.
Daniel Emmrich, W&P Partner Operative Restrukturierung bei W&P, empfahl eine ehrliche und selbstkritische Standortbestimmung, um den Krisenstatus und den konkreten Handlungsbedarf zu erkennen. „Viele Unternehmen unterschätzen die Bedeutung eines frühen, realistischen Bildes ihrer Situation – operativ wie finanziell“, betonte Emmrich. Transparenz sei die Grundlage jeder erfolgreichen Restrukturierung.
In der abschließenden Werkstatt-Diskussion wurden deutlich: Die Branche hat den Ernst der Lage erkannt – jedem ist klar, dass es sich nicht mehr um eine vorübergehende, konjunkturelle Delle handelt sondern vielmehr um eine strukturelle Veränderung der Branche. Entsprechend sollte Restrukturierung als normaler Bestandteil des Unternehmenslebenszyklus verstanden werden – mit einem ganzheitlichen Blick auf Effizienz, Strategie und Finanzierung.
„Entscheidend ist, mutig zu bleiben, Entscheidungen zu treffen und nicht den Kopf in den Sand zu stecken“, so W&P Managing Partner & Moderator Dr. Timo Renz abschießend. Eine erfolgreiche Veränderung gelinge nur, wenn Berater, Geschäftsführung und alle anderen Beteiligte als Team agieren und die Transformation gemeinsam umsetzen.