Die Automobilindustrie befindet sich weiterhin im Krisenmodus – oder, laut Dr.-Ing. Dirk Artelt, Managing Partner bei Dr. Wieselhuber & Partner (W&P), in der „zweiten Welle der Transformation“. Absatzrückgänge, Kostendruck und geopolitische Unsicherheiten treffen auf eine bereits geschwächte Zulieferlandschaft. Entsprechend widmete sich der digitale W&P Executive Dialog in Kooperation mit der Huhn Group der Frage, wie Unternehmen zwischen technologischem Wandel, Finanzierung und Restrukturierung handlungsfähig bleiben.
Simon Moser, Mitglied der Geschäftsleitung bei W&P, präsentierte zum Einstieg aktuelle Umfrageergebnisse aus der Zulieferindustrie: 80 % der befragten Unternehmen sehen akuten Handlungsbedarf, nur wenige erwarten in den kommenden Jahren eine positive Entwicklung. Mit der Analogie der „Triage“ verdeutlichte Moser, dass Unternehmen je nach Krisenstadium unterschiedliche Maßnahmen benötigen – von gezielten Korrekturen wie der Verbesserung von Deckungsbeiträgen bis zu tiefgreifenden Restrukturierungs- oder Sanierungsmaßnahmen. „Wenn das Unternehmen nicht mehr die Kraft für Veränderung aufbringen kann, ist es auf externe Beatmung angewiesen“, so Moser. Besonders betroffen seien Tier-One-Zulieferer, während diversifizierte Unternehmen häufig stabiler aufgestellt sind.
Aus Unternehmenssicht bestätigte Jens Lange, CEO der Huhn Group, den anhaltenden Druck auf die Branche – die Krise sei das neue Normal. Anstatt auf Entspannung zu hoffen, müssten Unternehmen ihre Strukturen konsequent anpassen, Prozesse hinterfragen und Effizienzpotenziale realisieren. Zukunftsfähigkeit entstehe nur durch aktives Handeln und frühzeitige Entscheidungen, nicht durch Abwarten. Das Umsatzwachstum der Huhn Group sei kein Ergebnis eines florierenden Standardgeschäfts, sondern konsequenter Anpassung: durch proaktive Restrukturierung, konsequentes Kostencontrolling, kontinuierliches Hinterfragen des Geschäftsmodells, frühzeitige Diversifikation und offene Kommunikation mit Kunden, Banken und Mitarbeitenden.
W&P-Finanzexpertin Doreen Laabs erklärte, dass sinkende Einlagen und gestiegene Risiken bei Banken zu restriktiveren Kreditvergaben führten – insbesondere in der Automobilindustrie. Klassische Fallstricke wie instabile Finanzierungsstrukturen oder fehlende Transformationspläne erschwerten den Kapitalzugang zusätzlich. Ihre Lösung: eine robuste Liquiditätsplanung und offene Kommunikation mit Finanzierungspartnern. Nur so ließe sich Vertrauen schaffen und Handlungsfähigkeit sichern. „Finanzierung muss integraler Bestandteil der Unternehmensplanung sein“, betont Laabs. Und es gilt: „Cash is King! Schließlich ist noch kein Unternehmen an einer zu hohen Kreditsumme gestorben – eher kommt es zum Liquiditätstod.“
Matthias Müller, Partner Sanierung & Insolvenz bei W&P, zeigte anhand aktueller Projekte, dass erfolgreiche Transformation vor allem von relativer Stärke abhängt: Auch in einem schrumpfenden Markt können Unternehmen profitieren, wenn sie schneller, fokussierter und entschlossener handeln als der Wettbewerb. „Entscheidend ist nicht die absolute Größe, sondern die Fähigkeit, besser zu sein als die anderen“, so Müller. Transformation erfordere frisches Kapital – klassische Preiserhöhungen reichten nicht mehr aus, gefragt seien Eigenkapital, Innovationskraft und unternehmerischer Mut. Bei Restrukturierungen in Familienunternehmen seien Klarheit und Commitment aller Gesellschafter zentral.
Die Branche steht steckt mitten in strukturellen Veränderungen, doch: „Handlungsfähigkeit entsteht nur durch Transparenz, realistische Ziele und konsequente Selbstüberprüfung. Unternehmer und Top-Manager müssen sich permanent fragen, ob sie die richtigen Dinge tun – und offen für Veränderung bleiben“, so Gastgeber Artelt zusammenfassend in der Werkstattdiskussion.
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