W&P Kommentar
München, 11.09.2018

Das „fahrerlose“ Unternehmen

Kommentar von Prof. Dr. Norbert Wieselhuber, Managing Partner, Dr. Wieselhuber & Partner GmbH
Prof. Dr. Norbert Wieselhuber
Managing Partner 

Das Unternehmen 20XX – ein Leitstand in der Führungsetage, Managementtechnokraten, automatisierte Steuerungssysteme, lernende Analyse und Entscheidungsalgorithmen, Entmenschlichung, etc. Clean, cool, effektiv, effizient – der Mensch mit all seinen Stärken, Schwächen, Emotionen ist endlich überwunden und steht der „funktionierenden Welt“ nicht mehr im Weg. Science Fiction, Utopie, beängstigendes Zukunftsszenario oder sich Schritt für Schritt anbahnende Unternehmenswirklichkeit? Realität und Notwendigkeit: Das Management als Unternehmens- und Zukunftsgestalter muss Künstliche Intelligenz (KI) als Mittel zum Zweck aktiv nutzen. Zweifelsohne wird die nahe und ferne Zukunft von den Möglichkeiten der KI stark beeinflusst und verändert werden.

Das „fahrerlose Unternehmen“ kann und wird es durch KI bei Routine-Entscheidungen und operativen Prozessen geben. Effektivität, Effizienz, Schnelligkeit, Fehlerquote, etc. werden durch Einsatz von (KI) positiv beeinflusst. Die operativen Risiken werden reduziert und der Ressourcen-Einsatz optimiert. Es werden „operative Spitzenunternehmen“ entstehen. Diese Entwicklung betrifft die unmittelbare Unternehmens-Gegenwart, aber ist keinesfalls eine Garantie für eine erfolgreiche Zukunft. Könnte es sein, dass irgendwann alle Unternehmen, alle Prozesse und ggf. auch alle Produkte „künstlich intelligent gemacht wurden“ und keine Unterschiede mehr erkennbar sind? Das „fahrerlose Unternehmen“ fährt energieeffizient, störungsfrei und hält Kurs; das war es dann?!

„Fahrerlos“ bedeutet nicht „führerlos“, auch wenn möglicherweise in Zukunft sogar Kurs, Tempo, Intensität, Risiko durch KI-Systeme vorgegeben werden können. Nachhaltig erfolgreiche Unternehmen zeichnen sich u.a. auch durch Vision, Kreativität, Spontaneität, Commitment, Mut, Leidenschaft , Empathie aus. Diese Funktionen kann keine KI erfüllen. Sollte es allerdings soweit kommen, dass attraktive und erfolgreiche Unternehmen ohne soft-facts, ohne Unternehmer auskommen, dann könnte aus einem „fahrerlosen ein führungsloses Unternehmen“ werden.

Last but not least lässt sich über den Begriff und die Ausprägungen der Intelligenz trefflich diskutieren. Negiert man die Phänomene emotionale und soziale Intelligenz und reduziert die Wirkung der Intelligenz auf die rationale, funktionale, messbare Intelligenz, dann hat man sich ein Intelligenz-Modell zurechtgelegt, das nicht der Wirklichkeit, aber ggf. dem Wunsch von Technokraten entspricht. Meines Erachtens sind emotionale, soziale und rationale, funktionale „Intelligenzen“ in eine Balance zu bringen und zu halten, die den Fortschritt der Menschen und ein menschliches Dasein bewirken. Damit KI einen Beitrag zur Unternehmensentwicklung liefern kann, muss seitens des Management ein klares Zukunftsbild für das eigene Unternehmen entwickelt werden. Aus der Kenntnis der KI-Möglichkeiten und der Unternehmensstrategie lassen sich Einsatzfelder, Effekte und Wirkungen von KI unternehmens- und geschäftsspezifisch ermitteln. Systematik und Kreativität (Phantasie) sind hier gleichwertig von Bedeutung.

Durch KI kann es zu einer Befreiung von Routineentscheidungen, zur autonomen Optimierung von Standard-Prozessen kommen. Dies führt zu mehr Freiheit für Denken, Kreativität, etc. – und damit zu intellektueller und kreativer Überlegenheit. Rolle, Profil und Anspruch der Führungskräfte müssen sich demnach in einer „KI-Welt“ ändern.
 
Ihr Kontakt
Stephanie Meske
Public Relations
 
Telefon
+49 89 / 286 23 139

Fax
+49 89 / 286 23 290

 
Kontaktieren Sie uns
 
Themenrelevante Inhalte
Mitteilung, 06.12.2023
Welche Schwerpunkte sollten 2024 im Bereich Human Resources (HR) oben auf der Agenda stehen? Auf einer Skala von 1-10: Welche Trends...
mehr
Die Zukunftsaussichten des Fleischersatzmarktes scheinen rosig: Während der Pro-Kopf-Verzehr...
mehr
Gebr. Pfeiffer SE (GP), ein führender Hersteller von Vertikalmühlen und Anlagen zur Materialaufbereitung, will sich künftig...
mehr
In der Möbelbranche lodert es. Entfacht durch konjunkturell bedingte externe Faktoren fungieren veraltete...
mehr
Ein Bauarbeiter der 1991 noch ein komplettes Haus gebaut hat, schafft dies heute in der gleichen Zeit nicht...
mehr
Nachhaltiges Unternehmertum ist immer auch Wandel und Veränderung. Selbstverständlich wird in...
mehr
Die Steuerung der Business Performance ist eine wesentliche Aufgabe eines CFO. Sein vorhandener Werkzeugkasten? Der ist oft gut...
mehr




Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Webseite. Mit der Nutzung unserer Webseite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden.