München, 21.08.2025
Oliver Markschläger
Senior Manager 

Kommentar von Oliver Markschläger, Leiter Bauindustrie bei Dr. Wieselhuber & Partner


Viele beobachten, überlegen oder beharren – nur wenige bewegen sich: In der Baubranche ist es seit Jahren Thema, dass industrialisiertes Bauen die fehlende Kundenzentrierung durch fragmentierte Leistungserbringung, zu teure Herstellkosten, lange und volatile Projektlaufzeiten in den Griff bekommen könnte. Doch nur wenige Hersteller widmen sich der Umsetzung mit echter Konsequenz.

Ja, es gibt erfreuliche Ausnahmen: Einige Projektentwickler rücken näher an Planung und Produktentwicklung heran, Modul-/Systembauer professionalisieren ihre Fertigung und verproben die eigene Produktentwicklung und erst vor kurzem hat ein GU ein neues Baukastensystem gelaunched. Der Großteil jedoch verharrt im Status quo – und für viele erschöpft sich „industrialisiertes Bauen“ in der Vorstellung von etwas mehr Standarddetails oder dem alleinigen Fokus auf Vorfertigung, ohne das Thema ganzheitlich zu denken. So, als sei die Revolution auf der Baustelle lediglich ein spannendes Thema für Kongresse, Fachzeitschriften oder Imagebroschüren, nicht aber eine ernsthafte Handlungsoption für das eigene Geschäft.

Doch dieses Zögern ist keine Vorsicht. Es ist ein Risiko - ein massives! Denn wer auf die perfekte, ausgereifte, in allen Details durchoptimierte Lösung mit fertig aufgebauten Lieferketten und abgestimmten Ökosystemen und perfekten regulatorischen Rahmenbedingungen mit guten Förderbedingungen wartet, verpasst die Chance den Weg mitzugestalten. Industrialisiertes Bauen entwickelt sich in Iterationen – es ist ein Lernprozess, der Anpassungen und Mut verlangt.

Fehlende Risikobereitschaft ist der wahre Kostenfaktor
In einer Branche, die ohnehin von volatilen Märkten, steigenden Kosten, Fachkräftemangel und häufig geringen Margen geprägt ist, wirkt das Festhalten am Status quo geradezu paradox. Die Angst vor Fehlschlägen oder Investitionsrisiken sorgt dafür, dass viele lieber weiter mit veralteten Prozessen arbeiten, als neue Wege zu gehen. Doch während die Konkurrenz bereits Produktionsketten optimiert, Montagezeiten halbiert und Materialeffizienz steigert, verlieren Zauderer nicht nur Margen, sondern auch Marktanteile.

Der Schritt ins industrialisierte Bauen heißt, Strukturen aufbrechen, Rollen neu definieren und Investitionen tätigen, deren Return nicht immer sofort sichtbar ist. Auch heißt es die eine hocheffiziente Produktion (off- und on-site) mit durchdachter Produktionsplanung und integrierter Lieferkette zu gestalten, Prozesse zu digitalisieren, Produktentwicklung schon vor Auftragseingang neu zu denken, KI in die Produkt- und Projektplanung zu integrieren, DfMA Prinzipien in die Planungen integrieren, Lieferanten neu auszuwählen, langfristig zu binden und zu integrieren, Fertigungskapazitäten aufzubauen, Mitarbeiter umzuschulen und ganz neue Köpfe einzustellen… Hört sich anstrengend an? Ja, das ist es und noch dazu riskant! Aber: Risikofreien Wandel gibt es nicht. 

Und so trennt sich mit diesen Schritten die Spreu vom Weizen: Unternehmen, die eine neue Produktionslogik entwickeln, sichern sich auch ihre Zukunft – und dabei liegt kein Wissens- oder Kompetenzproblem vor, sondern lediglich ein Umsetzungsproblem. Eine Schlüsselrolle auf dem Weg zum industrialisierten Bauen haben die Investoren und Projektentwickler. Sie können und müssen einfordern, dass Bauen günstiger, schneller, nachhaltiger und besser wird. Ihr Druck – kombiniert mit der Pionierarbeit einiger weniger Komplettlösungsanbieter – wird der entscheidende Beschleuniger für die Umsetzung sein.

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Industrialisierung im Bau: Transformation ist unbequem!