Vom Traktor bis zum Teller, vom Pflug bis zur Pfanne, vom Feld zum Verbraucher - entlang dieser Kette lassen sich enorme Potenziale und Synergien heben. Führende Branchenvertreter nutzten deshalb die erste „Branchenwerkstatt Agrar & Lebensmittel“ der Top-Management Beratung Dr. Wieselhuber & Partner (W&P), um aktuelle Herausforderungen und innovative Lösungsansätze entlang der gesamten Food-Schöpfungskette zu diskutieren.
Eine aktuelle W&P-Umfrage zeigt: Die externen Herausforderungen für Unternehmen in der Food-Schöpfungskette in den Bereichen Wirtschaft (83 %), Recht (76 %), Politik
(73 %), Umwelt (67 %), Technologie (67 %) sind fundamental, doch: „Wachstumsquellen, vertikale und horizontale Potentiale in der Food-Schöpfungskette gibt es viele! Jetzt geht es darum, diese mit den richtigen Ansatzpunkten und Konzepten zu heben – immer im Blick: Die Ergebnisoptimierung!“, so der Auftakt von Gastgeber und W&P Managing Partner Dr. Timo Renz.
Auf politischer Ebene hat aktuell vor allem die EU-Strategie "From Farm to Fork" im Rahmen des europäischen Green Deal Auswirkungen auf die gesamte Wertschöpfungskette in der Landwirtschaft: „Die Zielsetzungen in Sachen ökologische Landwirtschaft oder Reduzierung von Pflanzenschutzmitteln sind zwar klar definiert, nicht aber die Instrumente - wie Auflagen oder Förderungen für die Umsetzung“, so Stephan Sedlmayer, Präsident der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft. Doch diese entscheiden über Verbindlichkeit und Tempo der Umsetzung und die betriebs- und volkswirtschaftlichen Effekte.
Doch woher kommt der Nachwuchs, der diese Herausforderungen künftig meistert? Für Prof. Dr. Eric Veulliet, Präsident der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, tragen die weiterführenden Bildungseinrichtungen die Verantwortung, Talente für die Food-Wertschöpfungskette zu „schmieden“ und zu fördern. Technologieführerschaft fängt in der Hochschule an.
Um innovativ Schritt zu halten, investiert das Familienunternehmen Rauch, Produzent hochwertiger Landmaschinen für die Dünge- und Sätechnik, rund 8 Prozent seines Umsatzes in F&E wie Philipp Rauch, zukünftiger Geschäftsführer und Gesellschafter in 5ter Generation, schilderte. Das Unternehmen hat sich unter anderem zum Ziel gesetzt, die Ressourceneffizienz und den Ernteertrag durch die Integration präziser Umwelt- und Prozessdaten zu optimieren. „Durch Vernetzung der landwirtschaftlichen Prozesse, KI-Empfehlungen und/oder die Einbindung vor- und nachgelagerter Prozessstufen, entstehen bessere Entscheidungsgrundlagen - die dann die Effizienz steigern“, so Wilfried Müller, Geschäftsführer Rauch. Auch für Oliver Mans, CEO der größten deutschen Vermarktungsgenossenschaft für Blumen, Pflanzen, Obst und Gemüse, Landgard eG, ist die Innovationskraft neben gemeinschaftlicher Stärke, diversifizierten Vermarktungswegen, ökonomischer und ökologischer Nachhaltigkeit und Logistikkompetenz, ein wesentlicher Erfolgsfaktor an der Schnittstelle zwischen Landwirtschaft und Handel. In der Branche gebe es noch ungeahnte Möglichkeiten, um mit optimierten digitalen Prozessen und KI, Effizienz und Wachstum zu steigern.
So kann die Integration von KI in die Produktentwicklung völlig neue Maßstäbe in der Wertschöpfung setzen: „Mithilfe bereits heute verfügbarer Daten und Technologien, beispielsweise durch Crawling und Social Listening, lassen sich Produkte dechiffrieren, um gezielt wertstiftende Produktattribute zu identifizieren, die eine höhere Zahlungsbereitschaft gewährleisten“, weiß Dr. Jerome Honerkamp, Leiter Konsumgüter & Handel bei W&P. Beispielsweise können QR-Codes auf Verpackungen zu emotionalen Marken- und Kundenkommunikationsmitteln transformiert und zum integralen Bestandteil der Markenführung auf der Verpackung werden. „Plötzlich ist es möglich, mit dem Kunden über die gesamte Prozessstrecke differenziert zu kommunizieren“, weiß Thomas Nieraad, Gründer und Vorsitzender des Aufsichtsrates der Connect-One Digital AG.
Auch die Vermarktung ist ein Hebel: Im Bereich der Milchprodukte ist die Positionierung aufgrund von Austauschbarkeit, einem starken Preiswettbewerb und geringer Markentreue eine besondere Herausforderung. Thilo R. Pomykala, Geschäftsführer der Hochwald Foods GmbH, setzt darum vor allem auf differenzierte Vermarktung, „die bei uns von zahlreichen Faktoren abhängt: Es geht darum, interne Warenströme zu optimieren, die Mengen nach unseren strategischen Optionen auszubalancieren, Absätze dynamisch zu steuern und neue Verwertungskonzepte für Auslandsmärkte zu finden“.
Mit der Strategie "Attacke Deutschland" fokussiert sich das Familienunternehmen BÜRGER GmbH & Co. KG hingegen auf die Inlands-Markteroberung von Süd nach Nord mit schwäbischen Teigspezialitäten. „Neue Regionen erschließen, Trends wie „bio“ oder „pflanzlich“ frühzeitig für Innovationen nutzen und dem zunehmenden Fokus auf Handelsmarken entgegenwirken“, diese Faktoren gehören zum Erfolgsrezept von Geschäftsführer Michael Kugel:
„Die jüngsten Krisen haben gezeigt, wie wichtig die konsequente Beeinflussung aller Prozessschritte der Wertschöpfungskette ist. So lassen sich auch potenzielle Ausfälle frühzeitig erkennen und vermeiden,“ weiß Markus Buntz, Vorstandsvorsitzender der Bünting Unternehmensgruppe, ein Handels- und Dienstleistungskonzern, bekannt für seine Marke Bünting Tee.
Abschießend machte Marco Wolfrum, Partner der FutureValue Group AG, deutlich: Zukunft bedeutet Unsicherheit – und verlangt konsequentes Risikomanagement. Robuste, resiliente Unternehmen haben drei Anker: finanzielle Nachhaltigkeit, eine robuste Strategie und Kompetenz im Umgang mit Risiko und Unsicherheit. Klar ist: Die Zukunft der Food-Schöpfungskette braucht Mut zum Unternehmertum, starke Partnerschaften – und einen langfristigen strategischen Kompass.