München, 02.12.2021

Corporate Restructuring: Trendometer 2022

Was sind die angesagten Themen im Bereich Corporate Restructuring im Jahr 2022? Auf einer Skala von 1-10: Welche Trends gibt es und welchen „Impact“ haben sie?

Restrukturierungsexperte Dr. Volkhard Emmrich von Dr. Wieselhuber & Partner (W&P) wagt eine Prognose – im Trendometer 2022.

Keine Restrukturierung ohne ESG: In Geschäftsmodell, Lieferketten und Märkten – IMPACT 10
Geschäftsmodell, Lieferketten und Märkte – sie sind hinsichtlich ihrer Risiken und ihrer betriebs- und finanzwirtschaftlichen Effekte abzubilden. Stimmt das ESG Profil des Unternehmens nicht, oder sind die Risiken nicht entsprechend in der Zukunftsbetrachtung abgebildet, wird es langfristig keine Finanzierung für das Unternehmen mehr geben. Das betrifft das Eigenkapital durch einen M&A-Prozess ebenso wie die klassische Finanzierung. Warum? Zum einen werden „freie Güter“ zu knappen und entsprechend bepreisten Gütern - wie es aktuell mit CO2 der Fall ist. Zum anderen können Geschäftsmodelle insgesamt obsolet werden, wenn die Lieferanten „toxisch“ sind, die eigene Wertschöpfung nicht ESG konform ist und Kunden dies schlicht nicht mehr akzeptieren. Es geht also immer um einen Kosteneffekt, darüber hinaus aber auch um Strukturveränderungen, was Rohstoffe, Verfahren und Prozesse sowie Leistungen und Wertschöpfung angeht. Viele Marktteilnehmer setzen dabei hart auf qualitative Vorgaben. Banken aber auch Debt Fonds werden so künftig bestimmte, nicht auditierte, Geschäftsmodelle nicht mehr finanzieren. Schon heute gibt es bei der KfW einen klaren Goodwill wenn es um die Kreditkonditionen für gut auditierte Unternehmen geht.

Klassische Kostensenkung adé - Prozesseffizienz, Skalierungseffekte und klare Segmentierung sind angesagt – IMPACT 9
Restrukturierung war eigentlich immer ganz einfach: Man nahm die Kostenstrukturen und definierte - insbesondere für die großen Kostenblöcke - Zielvorgaben. Daraus wurden Maßnahmen zur Zielerreichung abgeleitet und die Verantwortlichen zur Umsetzung verpflichtet. Terminus technicus: Cost Cutting. Auch wenn die Darstellung verkürzt ist und das Instrumentarium mit ABC Analysen von Produkten, Beständen und Kunden breiter - in aller Regel handelte es sich um statische Ansätze. Dynamische Effekte, also die Prozesse und vor allem ihre Skalierungspotentiale, wurden nur selten berücksichtigt. Doch gerade in volatilen Zeiten und in komplexen Strukturen gelingt Restrukturierung nur dann, wenn die Geschäfte nach homogenen Prozessanforderungen segmentiert und die Skalierung der Prozesse optimiert wird. Sicher werden dabei auch Kunden und Produkte aussortiert, entscheidend ist aber die Skalierungskurve: Höchstmögliche Unabhängigkeit der indirekten Kosten von der Menge. Restrukturierung 2022 wird also auf Daten, Prozessen und den ihnen zugrunde liegenden Systemen beruhen, es wird um Automatisierung, KI-Bausteine und eine verbesserte Früherkennung künftiger Ereignisse gehen.

Komplexität abbauen, klare Prozesse aufsetzen und zukunftsfähige Themen fokussieren – IMPACT 8
Zehn Jahre Konjunktur, Wachstum und vor allem die Veränderung der Prozesse und Strukturen in der Supply Chain, im Aufbau des Global Footprint, in der Globalisierung des Vertriebs haben genauso wie die parallele Weiterentwicklung des Leistungsangebots Organisationen und Abläufe deutlich komplexer gemacht. Die Anzahl der Gesellschaften ist gewachsen, die Wertschöpfung wurde über mehrere Gesellschaften „verteilt“ - Prozesse und Systeme wurden meist nicht nachgezogen. Der Wachstumsdruck musste bewältigt werden, Veränderungen mit dem Bestand gestemmt werden. Doch das aktuell äußerst volatile Umfeld erfordert klare Prozesse und einfache Strukturen, mit der Chance, Balast abzuwerfen: Kundenbeziehungen können hinterfragt, Produkte abgemeldet werden.
 
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